Sonntag, 25. August 2013

Ins Feuer und zurück



Es war ein ruhiger Abend. Ich hatte Zeit mich zu amüsieren und suchte eine der Tavernen der Stadt auf. Die Mädchen waren weder die Schönsten, noch die Klügsten, aber sie waren willig. Obwohl ich schon früh da war, war es voll. Die Ereignisse der letzten zeit förderten das. Turmus war ja nicht weit weg. So suchte ich mir einen Platz an einem der Tische, die noch nicht ganz voll waren und orderte mir einen Paga. Für Gerda war es noch zu früh, aber sie lächelt mir zu. Oder dem Kerl neben mir. Was soll’s. Wenn ich sie zuerst haben konnte …

Als ich in die Runde sah, waren das teilweise bekannte Gesichter. Harte Kerle alle, die da waren. Bis auf einen. Er war in dunkler Kleidung und der Stoff war zu fein. Es war ein Kerl, der nicht in diese Ecke der Stadt gehörte. Aber er hatte eine Ausstrahlung die keine Furcht zeigte. Entweder war er zu blöd oder er war besser als es auf den ersten Blick schien.

Zumindest war er im Gespräch und das lautstark. Da der Rest noch beim genießen und noch nicht beim Grölen war, war es gut verständlich, wenn man aufpasste. Es ging, wie sollte es anders sein um Turmus. Irgendwer drückte mir meinen Paga in die hand und ich schaffte es noch den Arsch der Süßen mit einer Hand zu beglücken, bevor sie entschwand. Dann suchte ich wieder das Gespräch.

Ob man etwas über Turmus wissen würde und wie gut Coser Krieger sind. Es gab allgemeines Gelächter. Wasserratten. Auf ihren schiffen vielleicht gut aber ansonsten auch nur einfache Männer die genauso ihre Laster hatten wie andere. Leto prahlte wie er es immer gern machte. Er könne nach Turmus gehen und wieder zurückkommen, ohne das hm was passieren würde und das selbst jetzt wo Cos in der besetzten Stadt wohl eher einem aufgescheuchten Bienenschwarm glich.

Tja Leto war schon immer ein Aufschneider. Ich lachte.  Am Tisch wurde es angeregter als man sich darüber unterhielt worin Leto wirklich gut war. Es wurde viel gelacht und mein Becher viel zu schnell leer. Wie sich Antonio auf die Wette einlassen konnte wusste ich nicht mehr genau aber er hatte und der Fremde war daran nicht unschuldig. Antonio war mein Freund – nein, er war mein Waffenbruder. So kam es, dass ich ihm zur Seite stand und bedauernd dem Fremden aus der Taverne folgte.  Na ja was heißt bedauernd. Er hatte einige wunderbar glitzernde Tarskscheiben. Gutes Silber. Jeder von uns bekam eine und eine Aufgabe. Wir waren 5. Leto. Antonio, Gard, Siegfried und ich. Dazu stelle er uns einen Ganru und einen Telis vor. Telis war ein harter Kerl. Ich würde fast sagen einer aus dem Sumpf. Vielleicht ein Rencer. Was auch erklären würde, warum er uns als Führer angeboten wurde. Der Andere aber war ein dunkler. Ich mein nicht die Kleidung. Es war seine haut. Er kam sicher aus der Tahari oder von noch weiter weg. Was an Mädchen reizvoll sein konnte machte ihn … anders. Er war sehr kräftig und sehr schweigsam. Der Fremde verteilte die Zettel mit den Aufgaben und dann ging es los.

Die meisten von uns waren einfach gewandet. Leder und einfache Stoffmäntel. Dazu Schwerter und Dolche. Der Schwarze, Ganru, hatte eine Kurt bei sich. Er war sehr ausdauernd. Er konnte laufen wenn wir anderen schon Probleme bekamen und wir waren kein Fußfaulen. Er schien so was oft zu machen.

Die erste Strecke legten wir auf dem Handelsweg zurück. Erst als wir die Grenze zwischen den Städten kamen, schlugen wir uns auf die Seite um nicht direkt von den Tarnreitern aus Cos gesehen zu werden. Mit dem warmen Essen war’s dann auch vorbei. Das Silber war’s sicher nicht wert auch wenn es viel war für den Auftrag. Aber die Geschwister, die es haben würde. Das würde mich ehr lange über Wasser halten. Vielleicht ein gutes Jahr. Wenn man sparsam war. Ich würde guten Wein trinken, oder Arer Kalana. Nicht diese verwässerte Plörre Kalda. Oder sogar was aus dem Norden oder dem tiefen Süden.

Wir rasteten an einer kleinen Lichtung. Telis kannte sich verdammt gut aus. Er führte uns sicher und ich glaubte ab und an über uns die Tarne fliegen zu hören, und doch sahen sie uns nicht. Ein Vorteil von Wald und Sumpf. Der Tag verging und mit der Nacht brachen wir auf.
ES war eine gute Nacht. Die drei Monde leuchteten genug um gewöhnte Augen den Weg halbwegs zu weisen. So liefen wir zügig bis wir auf ein Zeichen in abhocken mussten. Das war gut so. Vor uns marschierte eine Einheit Coser auf. behäbig und vertrauend auf ihre Zahl. Es waren weniger als wir, aber ihr Fehlen würde auffallen. Dafür war es noch zu früh. Bis zum erreichen der Stadt sollte jeder Kampf vermieden werden.

Da wir aber der Stadt schon zu Nahe gekommen waren und als größer Gruppe leichter auffallen würden, trennten wir uns. Antonio und ich, wir wagten uns allein weiter. Zu beginn konnten wir die andere noch sehen und hören, aber dann verteilten wir uns immer mehr. Turmus mag gefallen sein. Aber die Verteidigung der Stadt musste stark sein immer noch. So bleib uns ebenfalls nur der Weg über den Hafen. Es dauerte noch etwas, bis wir die Höfe erreichten. Hier sah man schon wie Cos gewütet hatte. Die Schmach scheint tief zu sitzen. Es gab zwar keine Feuer mehr und keine Plünderung, aber es lagen genug Leichen noch herum. Es stank. Cos hatte erobert aber noch war man mit dem Bereinigen nicht allzu weit.  Ich machte meinen Begleiter auf einen Brunnen aufmerksam. Wasser, Erde und Asche. Wenn man uns mit dieser Bemalung finden würde, wäre uns ein schmerzhafter Tod sicher, aber damit waren wir auch kaum noch zu sehen. Wir banden die Umhänge noch enger und dann wagten wir uns in das Hafenviertel vor.  Es gab Streifen, aber diese waren an den Fackeln zu erkennen und wir hatten noch zeit auch wenn Mitternacht wohl schon vorüber war. Zeit aber nicht mehr zu viel. Ich hatte es einfach mit meiner Aufgabe, ich sollte die Hafenmeisterei sehen, aber Antonio musste in die Stadt.

Zuerst liefen wir dicht in die Schatten gezwängt also zum Hafen. Immer wieder mussten wir verhalten um den Streifen zu entgehen. Dann erreichten wir das große Gebäude. Wir schlichen und vorsichtig in das Zimmer, das mal die Administratur war und wusste, das wir hier nichts finden würden. Man hatte gut geplündert. Bücher und Pergamente waren verbrannt die Möbel umgestürzt. Hier würden wir nicht fündig

Ich hatte zwar keinen Schimmer wie das klappen sollte, in die Stadt zu kommen, aber die Priesterkönige waren mit uns. Und unsere Schwarzen sehr weichen Sachen.
Unweit des gut bewachten Tores gab es einen Einbruch in der Mauer. Zwar wurde dieser bewacht, aber da die Wachen Fackeln nutzen, waren sie für uns gut auszumachen.
Es war mühsam über den Bruch zu gelangen, aber dann waren wir in der Stadt. Leider hatte es uns viel Zeit gekostet. Nun machten wir uns auf den Weg zu den Zylindern. Wir sollten nach einer Schreiberin Ausschau halten. Keine Ahnung wer das war. Aber noch war die Nacht mit uns. Wir kamen dem Zentrum der Stadt mit den gewaltigen Zentralzylindern immer näher. Dann ein Schrei. Wir zuckten zusammen, aber schoben uns an den Mauern weiter.

Was wir fanden war ein Mädchen umstanden von zwei Kriegern. Ob es mal eine Freie oder auch vorher schon Sklavin war, wer weiß. Auf jeden fall wollten die Krieger mit ihrer Beute Spaß haben. Das bewies der Stoff, den sie in der Hand hielten. Antonio zauderte nicht lange. Er sprang. Noch im flog zog er blank. Ich fluchte. Auch ich hatte mein Waffe gezogen und stellte mich dem nicht mehr ganz so überraschten zweiten Mann. Das Gefecht war kurz und zum Glück gab es keinen Ruf. Es blieben 2 Leichen mehr in einer toten Stadt, und ein verängstigtes Mädchen. Antonio sah zu mir und grinste. „Besser als unseren Hals in den Zylindern zu riskieren.“ Das ließ sich nicht widerlegen. Er begann dann beruhigend auf das Mädchen einzureden. Sie war mal eine freie. Tochter eines Handwerkers. Noch jung. Sie wusste Einiges. Aber uns lief die Zeit weg. Ich wurde unruhig, als der Himmel heller wurde.
Das Mädchen würde auffallen. Es würde schwierig mir ihr durch die Stadt hinaus zu kommen, doch auch hier schienen wir Hilfe zu bekommen. Die Alarmglocken schlugen an. Und wenig später war ein Lichtschein aus Richtung Hafen zu erkennen. Feuer!

Unser Weg führte nun gegen entgegengesetzt. Antonio führte das Mädchen an der Hand. Wir rannten. Da eh viele schritte gegen Hafen strömten, vielen wir kaum auf und den Lichtschein der Streifen wichen wir immer noch gut aus, wenn auch manchmal sehr knapp. Aber in der Stadt vermutete uns wohl niemand.

Ein Turm brachte uns auf die Mauer und versorgte und mit genug seil um und hinab zu lassen. Der Erste war ich. Es ging recht gut hinab. Dann kam das Mädchen und dann verließen uns die PKs. Lichtschein kam auf der anderen Seite der langen mauer auf.  Etwas geschah. Ich hörte Antonio brüllen. „Lauf.“  Zögernd packte ich das Mädchen und setzte auf den nahen Wald zu. Immer wieder sah ich mich um aber helfen konnte ich ihm nicht. Es war tiefe Erleichterung. Ich blieb stehen und wartete auf ihn. Es dauerte, aber dann fielen wir uns in die Arme. Er hatte gekämpft aber er hatte es geschafft. Zu dritte wandten wir uns um und erreichten den Wald, als Antonio einfach um kippte. Ein gefiederter Schaft ragte aus seiner Brust. Wann ihn dieser getroffen hatte weiß ich nicht. Aber nun schlugen noch mehr davon ein und ich musste mit dem Mädchen tiefer ins Dickicht.

Verzweifelt kämpfte ich die Trauer um meinen langen Freund nieder. Ich könnte ihn nicht mal bestatten. Wir mussten weg. Man würde sicher nach uns suchen. Durch das Feuer in der Stadt konnte ich mich etwas orientieren. So begannen wir den Lauf durch die Wildnis, doch die Kleine hielt nicht lang durch. Ich sollte sie zurück lasen, doch dann wäre alles umsonst. Also schleppte ich das arme Ding weiter.

Der Tag brach an und wir waren noch nicht am Treffpunkt. Ob man uns verloren gab? Wir versteckten uns und warteten die folgende Nacht ab. Ob man uns nahe kam, kann ich nicht sagen, aber die kleine, die sich ängstlich und etwas scheu dann doch zu mit begab, beschäftigte mich. Auf die Frage, was nun aus ihr würde, deutete ich auf ihren Kragen. „Du bist nun mein Mädchen. Sie begann zu zittern, doch irgendwann schien sie es zu akzeptieren und schmiegte sich zu mir in die Kuhle, in der wir lagerten. Ich band ein seil um einen ihrer Füße und legt einen Arm um sie, an dem ich auch das Seil befestigte. Dann schlief ich etwas.

Als ich erwachte, lag sie immer noch bei mir, aber sie hatte nicht geschlafen. Ich sah es ihr gut an. Sie hatte noch gar nicht verarbeitet, was passiert war. Wahrscheinlich hatte sie noch nicht einmal wirklich den Fall der Stadt und den Verlust ihrer Familie verarbeitet.  Ich betrachtete das junge ding genauer. In dem zerrissenen Lendenschurz mit den Festen kleinen Brüsten sah sie süß aus. Wären wir nicht in dieser Lage gewesen. Ich stöhnte und schüttelte den Kopf. Ich sollte andere Sorgen haben.

Wieder machten wir uns auf um zum Sammelpunkt zu kommen. Als wir wieder jemand hörten versteckten wir uns, aber es waren Leto und Gard. Dem Großmaul war nichts passiert, aber grad hielt sich die Seite. Ich wollte schon aufstehen, als ich hörte, dass noch jemand kam. Sie waren auf der Flucht.

Es waren 3 Rarii, die ihnen folgten. Ich wartete ab, bis auch sie vorbei war und erhob mich dann zu der kleinen schauend und den Finger auf den Lippen. Dann aber trat ein 4. hervor und mir bleib kaum Zeit die Waffe zu ziehen. Das Dickicht ließ wenig Platz du so konnte der Mann sein können nicht ausspielen und ich mit meinen zwei Waffen gewann nach und nach die Oberhand. Doch das hatte zeit gekostet. Ich hielt die Kleine ab sich um meine wunden zu kümmern und nahm mir von dem toten Krieger was brauchbar war. Dann folgte ich den anderen.

Das Seil das sie fesselte behinderte mich aber ich wagte es nicht sie ab zu machen. Sie war fast alles was mir noch blieb. Die Nacht senkte sich herab, als ich zum Sammelpunkt kam. Gard war tot und zwei der Rarii auch. Leto stand da, kampfbereit und blutend, doch er entspannte sich, als ich dazu kam. Von dem 3. Krieger fehlte jede Spur. Wir machten ein kleines Feuer und warteten auf die andere. Dabei erzählten wir uns, was wir erlebt haben und Leto warf meiner Kleinen gierige Blicke zu.  Doch seine Frage, sie sich zu leihen weiß ich ab. Sie war mir zu wertvoll geworden. So warteten wir weiter, doch es kam niemand. Wir teilten die Wachen ein und ich legte mich zum Schlaf, meine Kleine bei mir.

Alpträume suchten mich heim und mein Schlaf war unruhig und kurz, denn mit einem stechenden Scherz fuhr ich hoch. Mein blick verklärt erkannte nicht, was passiert war. Ich sah die Kleine liegen. Sie blutete am Kopf. Das atmen schmerzte. Es konnte an dem Dolch liegen, der in meiner Brust steckte. Verständnislos sah ich zu Leto auf, der grinsend sein Schwert zog. Fragen wartete ich auf den Tod. Doch noch kam er nicht. Ein Schatten kam hinter Leto auf und ich hörte wie sein Genick brach. Ich konnte den dunklen Mann kaum erkennen, nur die Augen und das weiße Haar.

„Es tut mir Leid, Freund.“ sprach Ganru leise zu mir, er sah kurz zu dem Mädchen und dann wieder zu mir. „Ich werde mich um sie kümmern.“ Dann beugte er sich herab und schloss dem Toten die Augen für die letzte Reise.

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